Forschungsethik und Vorbereitung der Feldarbeit
Sowohl die EU als auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) haben Leitlinien für die Integrität in der Forschung herausgegeben, an die sich alle Forschenden halten sollten:
Das Europäische Netzwerk für Akademische Integrität (ENAI) bietet umfangreiche Informationen und ein Glossar für Akademische Integrität (pdf).
Die "Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis" der DFG zielen darauf ab, eine Kultur der Integrität in der Forschung zu etablieren, die auf der Berufsethik von Forschern und nicht auf Fällen von wissenschaftlichem Fehlverhalten basiert.
Am 4. Dezember 2020 hat die Satzung zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis der Freien Universität Berlin den bisherigen Ehrenkodex abgelöst und verbindliche Richtlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis aufgestellt. Bei Fragen oder in Konfliktfällen können Sie sich an die Ombudspersonen der Fachbereiche der Freien Universität wenden.
Auch alle Promovierenden in den Mitgliedsprogrammen der Dahlem Research School verpflichten sich zur Einhaltung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis und jedes DRS-Programm hat eine Ombudsperson, die Ansprechpartner:in für die Promovierenden ist und in Konfliktfällen vermittelt. Unsere Ombudsperson ist derzeit die Ombudsperson des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften.
https://www.fu-berlin.de/sites/drs/resources/documents/GWP_Satzung_EN.pdf
Ethik ist ein sehr wichtiges Thema bei der Erhebung von Daten, die andere Lebewesen oder Personen betreffen, oder sogar bei sensiblen Daten, wie Autobigraphien oder Tagebüchern. Forschende in den Sozialwissenschaften müssen sich früher oder später mit diesem Problem auseinandersetzen, wenn sie beabsichtigen, ihre Daten international oder in akademischen Fachzeitschriften zu veröffentlichen, die möglicherweise nachfragen, wie die Daten behandelt wurden.
Zwar gibt es an den deutschen Universitäten zentrale Ethikkommissionen, diese werden aber nur aktiv, wenn Projekte gescreent werden oder werden sollen, was bei internationalen Forschungsprojekten nicht ausreicht.
Unsere PIs und Kolleg:innen in der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie (DGSKA) haben endlich sehr brauchbare Richtlinien für die Feldforschung veröffentlicht: https://en.dgska.de/ethics/
Wir empfehlen auch, zumindest darüber nachzudenken, den DGSKA-Reflexionsbogen mit dem/den Betreuer:innen zu besprechen, bevor Sie ins Feld gehen. Vor allem in Krisenzeiten, wie z. B. während einer Pandemie, könnte der Risikobewertungsbogen ebenfalls nützlich sein, bevor man ins Feld geht.
Wenn Sie Befragungen durchführen, sollten Sie sich Gedanken über Einverständniserklärungen und den Umgang mit Daten machen, wenn Sie Befragungen durchführen. Der Rat für Sozialdaten (RatSWD) stellt Informationen zur Verfügung und veröffentlicht in der Regel Empfehlungen in deutscher Sprache, aber die neuesten Empfehlungen sind schon etwas veraltet.
Die Universität stellt kein Einwilligungsformular zur Verfügung, so dass Sie mit anderen Vorlagen arbeiten oder eigene Kategorien für die Einholung der Einwilligung entwickeln können, die mit einigen der Empfehlungen übereinstimmen.
Wir können zwei Websites empfehlen: audiotranskription.de sowie quali management. Diese sind sehr detailliert und enthalten auch die EU-Datenschutzverordnung von 2018, falls Sie eine besondere Einwilligung einholen müssen (d.h. Kategorien nach §9 (1) DGSVO).
Dieses Formular/Vorlage ist ein guter Anfang für die Durchführung von Interviews mit informierter Einwilligung, aber bitte fragen Sie Ihre Betreuenden oder Kollegen um Rat. Nicht alle Teile in diesen Vorlagen sind für Ihr spezifisches Forschungsprojekt notwendig. Sie können jede Vorlage an Ihren Forschungszweck anpassen. Die Datenschutzaspekte sind besonders wichtig für Projekte, bei denen sensible Daten verarbeitet werden, oder wenn Sie Dritte mit der Transkription Ihrer Daten beauftragen.
Kurz gesagt:
1. Informieren Sie Ihre Interviewpartner:innen vorab über das Forschungsprojekt und die von Ihnen angepasste Einverständniserklärung: dass Sie das Interview aufzeichnen/abschreiben und auswerten wollen. Erklären Sie, zu welchem Zweck Sie forschen, wer Zugang zu den Daten hat und wie Sie mit Daten und Datenschutz umgehen werden. Weisen Sie Ihre Interviewpartner:innen auch darauf hin, dass sie das Recht haben, ihre Teilnahme jederzeit zu widerrufen, und händigen Sie ihnen eine Kopie der angepassten schriftlichen Einverständniserklärung aus. Bewahren Sie die E-Mail-Korrespondenz auf, falls erforderlich.
3. Speichern Sie Ihre Daten an einem sicheren und passwortgeschützten Ort, z. B. auf dem Universitätsserver oder im Repository. Speichern Sie personenbezogene Daten nicht in einer Cloud. Versuchen Sie außerdem, die Daten innerhalb der Reichweite der EU-Datenschutzverordnung zu halten. Werfen Sie auch einen Blick auf den FAQ-Punkt Forschungsdatenmanagement hier in der Bibliothek.
Der Umgang mit Daten ist eine sehr wichtige Maßnahme für jedes Forschungsprojekt. Zu jedem Zeitpunkt Ihrer Forschungskarriere oder weiterer Projekte könnten Sie gefragt werden, wie Sie mit Ihren Daten umgehen werden oder umgegangen sind.
Dies sollte bereits in der Projektplanungsphase vorbereitet und während des gesamten Projekts stets angepasst werden. Die folgenden Punkte sollten bei Ihrem Forschungsdatenmanagement berücksichtigt werden.
- Welche Art von Daten werden erzeugt und wie werden sie erzeugt?
- Welche Methoden werden verwendet?
- Welche Rahmenbedingungen (Standards und Richtlinien der Disziplin, der Forschungseinrichtung oder der Förderorganisation) gelten in Bezug auf die Archivierung und Veröffentlichung?
- Welche Formate werden gewählt und wie groß wird das Datenvolumen sein?
- Wie werden die Daten benannt und geordnet?
- Wie werden die Daten regelmäßig gesichert?
- Wie werden sensible Daten geschützt?
- Wie sollen die Daten beschrieben werden?
- Sollen die Daten später veröffentlicht werden? Wenn nein, warum? Wenn ja, wo und mit welcher Lizenz?
Das Forschungsdatenmanagement der Universitätsbibliothek kann Ihnen bei der Verwaltung Ihrer Daten behilflich sein. Wenn Sie Fragen zur Lagerung oder zu einem guten Lagerort haben, haben wir viele Spezialisten, die Ihnen auch bei der Entwicklung eines Plans helfen.
In den Empfehlungen zur guten Forschungspraxis der DFG werden alle Wissenschaftler:innen aufgefordert, ihre Forschungsdaten für etwa 10 Jahre nach der Veröffentlichung aufzubewahren.
In den Empfehlungen zur guten Forschungspraxis der DFG werden alle Forschenden aufgefordert, ihre Forschungsdaten für etwa 10 Jahre nach der Veröffentlichung aufzubewahren.
Für die Datensicherung können Sie sich an die ZEDAT wenden.
Für eine Langzeitarchivierung kann die FU-Bibliothek Ihre Daten institutionell speichern. Als institutionelles Repositorium der Freien Universität Berlin bietet Refubium den Angehörigen der Freien Universität einen kostenfreien Rahmen, um Dokumente, Promotions- und Habilitationsschriften sowie Forschungsdaten elektronisch zu veröffentlichen. Auch wenn Sie Ihre Daten nicht elektronisch publizieren wollen, können Sie sich an Refubium wenden, wenn es um die Langzeitarchivierung geht.
Bei Fragen zum Refubium und zu Ihren Forschungsdaten:
E-Mail: forschungsdaten@fu-berlin.de
Redaktion Dokumentenserver
Freie Universität Berlin University Library
Garystr. 39
D-14195 Berlin
Fragen zur Veröffentlichung Ihrer Forschungsdaten
E-mail: kontakt[at]refubium.fu-berlin.de